Klein aber Fein

eingetragen in: Blog, Projekt Neuigkeiten

This post is also available in: English (Englisch)

Jungbäuerin Dorji Biidha von den Drukgyel Farmers, hat viele Geschichten zu erzählen und persönliche Eindrücke mitzuteilen. Diesmal beschreibt sie aus ihrer Perspektive, warum der Verein Bhutan-Network einen positiven Einfluss auf ihre Dorfgemeinschaft und die LW-Gruppen hat, die er unterstützt.

Meine Gedanken zu den Bemühungen des Vereins Bhutan Network, die Landflucht in Bhutan einzudämmen

Von Dorji Bidha

Landflucht und Goongtong („leere Haushalte“), sind in unserem Land wachsende Probleme. Die Städte werden immer dichter besiedelt und die Bevölkerung wächst ständig, während in den ländlichen Gebieten nur die älteren und schwächeren Menschen zurückbleiben. Dies führt zu einem Arbeitskräftemangel und einer entschleunigten Entwicklung in den ländlichen Regionen, wodurch sich das Problem noch zusätzlich verschärft.

Die Jugend in den Dörfern halten

Jungbäuerinnen wie ich im Dorf Phongdo haben das Glück von Bhutan-Network unterstützt zu werden. Der Verein hilft uns nicht nur finanziell, sondern ermutigt uns auch, über neue Ideen nachzudenken.

Auf meine Bitte hin ermöglichte Aum Pem (alias Ulli) vor kurzem den Kauf von Sicheln und einer Reisschälmaschine für unser Dorf. Die Kosten für diese Werkzeuge zusammengenommen sind höher als unser übliches Jahreseinkommen. Darüber hinaus trägt der Mangel an landwirtschaftlichen Geräten auch dazu bei, dass die Jugendlichen unser Dorf verlassen.

Davor mussten wir zum Schälen unseres Reises viele Kilometer durch unwegsames Gelände in andere Dörfer wandern, wo es bereits einen Reisschäler gab. Bis heute sind viele der Weg- und Straßenverbindungen aber schlecht und außerdem fehlen die nötigen Transportfahrzeuge.

Mit der Unterstützung des Vereins Bhutan Network können wir nun unseren eigenen Reis direkt vor unserer Haustür schälen. Das Leben ist einfacher geworden und wir sind zuversichtlicher was die Zukunft  am Land angeht. Solche Maßnahmen erleichtern uns auch unseren Lebensunterhalt zu verdienen.

Als die Coronavirus-Pandemie die bhutanische Tourismusindustrie hart traf, organisierte Bhutan Network kurzerhand den Kauf einer Kettensäge, damit sich die Bauern und Bäuerinnen in Phongdo auf den Möbelbau konzentrieren, und sich so vorübergehend eine alternative Existenzgrundlage schaffen konnten.

Neue Ideen und praxisbezogene Aktivitäten

Viele von Bhutan Network geförderte Aktivitäten zielen auf die Eindämmung der Landflucht von Jugendlichen ab. Der Verein unterstützt zum Beispiel den Kauf von Gewächshäusern, um uns Gemüseanbau im Winter und damit auch eine gesündere Ernährung zu ermöglichen.

Darüber hinaus unterstützt Bhutan Network auch bei der Ausweitung unseres landwirtschaftlichen Wissens. Der Verein bietet uns theoretische und praxisbezogene Inputs, darunter z.Bsp. auch Online-Workshops und die Möglichkeit, Kollegen und Kolleginnen in Österreich im Rahmen des Austauschprogramms für biologische Landwirtschaft (OFEP) zu treffen.

Eine weitere vom Bhutan Network geförderte Strategie ist die Steigerung der Produktivität durch den Einsatz von Hochertragssaatgut. Bhutan Network USA ermutigte uns, an einem für uns kostenlosen Online-Kurs teilzunehmen, in dem wir lernten, wie man Saatgut konserviert, damit wir nicht so viel Geld ausgeben müssen, um neues Saatgut für das nächste Jahr zu kaufen. Darüber hinaus hat uns das Bhutan Network gezeigt, wie man Marmeladen aus Erdbeeren und unreifen Pflaumen, Pfirsichen und Äpfeln, beziehungsweise Fallobst allgemein, herstellt. Was bisher als Abfallprodukt galt, wird nun von uns in etwas Essbares und potenziell Gewinnbringendes weiterverarbeitet.

Ongmo’s Erdbeerfarm in Tang

Bhutan Network ist zwar ein kleiner Verein, aber mit seiner Hilfe kommen einige LW-Gruppen in den Genuss von praktischem Wissen und technischen Fortschritten. Das wäre ohne Aum Pem und die Unterstützung des Netzwerks einfach nicht möglich gewesen.

Nicht nur das, wir – eine Mischung aus Schulabbrecherinnen, Jugendlichen mit Hochschulabschluss, und Arbeitslosen – sind dankbar für die Wertschätzung und Hilfe, die denjenigen entgegengebracht wird, die bereit sind, ein Leben in der Landwirtschaft aufzunehmen.